Aktuelle Vorgarten Situation
Immer mehr Gartenbesitzer gestalten ihre Vorgärten, zum Teil auch Gartenbeete, zu Kies- und Schotterschüttungen um. Mit diesen, oft fälschlicherweise als Schottergärten bezeichneten Flächen, „entwerten“ sie ihr Grundstück.
Initiative Rettet den Vorgarten
Die Erfahrungen zeigen, dass die monotonen „Schottergärten“ zu einer Verarmung der Tier- und Pflanzenwelt beitragen und sich negativ auf das Kleinklima im Wohnumfeld auswirken. Deshalb startete der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. (BGL) im Januar 2017 die Initiative „Rettet den Vorgarten“. Oberstes Ziel ist, die Beweggründe der Gartenbesitzer zu verstehen, Lösungsansätze zu finden und der derzeitigen Entwicklung entgegenzuwirken. Daher trifft die BGL-Initiative auf die volle Unterstützung der Gartenberater unseres Verbandes.
Vorgärten gestern und heute
„Um Lösungen zu finden, müssen die Ursachen für die Entstehung ermittelt werden. In den Jahrzenten zuvor und auch heute noch werden Pflanzen meistens ohne Berücksichtigung ihrer Ansprüche an Boden, Licht, Luftzirkulation und Platzbedarf gepflanzt“, so Philippe Dahlmann.
Dadurch erhöht sich der Pflegeaufwand dieser Gartenflächen enorm. Auch eine fehlende Bodenbedeckung – im besten Fall mit Pflanzen – ist häufig nicht gegeben. Dadurch muss in den Gärten ständig "Unkraut" gehackt und gejätet werden. Da nur so die Böden nicht verschlämmen und Unkräuter in den Griff zu bekommen sind. Hacken und jäten ist aber für die meisten Menschen eine unbeliebte Freizitbeschäftigung. Immerhin möchte man ja einen "ordentlichen" Garten präsentieren. Um all diese Mühen und Probleme mit den Gartenflächen zu umgehen, glaubt man, "Schottergärten" seien die Lösung. Doch das führt zu den katastrophalen Ökologie- und Wohnumfeldproblemen.
Grundlegendes Bodenwissen
Wenn der Boden mit Pflanzen oder Mulchmaterialien bedeckt ist, werden Verdichtung und Verschlämmung auf natürliche Weise verhindert. So wird eine bessere Wasseraufnahme des Bodens ermöglicht. Durch die Bedeckung wird außerdem die Verdunstung des Bodens verhindert. Dadurch wird auch die Luftfeuchtigkeit in pilzgefährdeten Pflanzungen reduziert. In Trockenperioden kommt ein bedeckter Boden zudem länger ohne zusätzliche Wassergabe aus, als ein unbedeckter Boden.
Das Bodenleben ist aktiv und Mikroorganismen, Regenwurm und Co. können unter einer geschützten Schicht, auf organische Materialien zurückgreifen. Der Humus (zersetzte organische Substanz wie Laub) dient diesen Organismen als Nahrung. Diese Humusbestandteile werden in die Bodensubstanz eingebaut und übernehmen dort wichtige Funktionen.
Beste Voraussetzungen für hohe Regenmengen
Die Humusteilchen sind unverzichtbare Bestandteile der Krümelstruktur (beste erreichbare Zusammensetzung der Bodenbestandteile). Durch eine gute Krümelstruktur erhält der Boden einen guten Wasser-, Luft- und Nährstoffhaushalt. Bei Starkregen kann der Boden somit auch mehr Wasser aufnehmen als ein verschlämmter, unbedeckter Boden.
Grundlegendes Pflanzenwissen
Wer Gartenpflanzen erfolgreich verwenden möchte, muss alle Wachstumsfaktoren berücksichtigen! Neben Licht, Temperatur, Nährstoffen und Wasser, sind auch die Bodenverhältnisse entscheidend. Nicht alle Pflanzen haben die gleichen Ansprüche.
Planung ist ausschlaggebend
Im Artikel „Pflegeleichte Steinbeete?“ berichteten wir bereits über den technischen Aufbau und die Nachteile der "Schottergärten". Doch wie könnte der Weg zu einem bepflanzten, „funktionsfähigen“ und pflegeleichten Vorgarten aussehen? Für eine dauerhaft funktionierende Pflanzung müssen wichtige Grundlagen beachtet werden. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die winterharten Blütenstauden. Dabei müssen die natürlichen Standorte der Pflanzen berücksichtigt werden. Nur so werden sie ihren jeweiligen Anforderungen gerecht.
Vorbildliches Planungsbeispiel
Wenn ein Vorgarten mit Stauden geplant wird, sind die Darstellungen und Beschreibungen von Professor Dr. Josef Sieber (u.a. ehemaliger Leiter des internationalen Staudenregisters) ein zuverlässiges Werkzeug. Ein Lebensbereich (LB), der in Vorgärten häufig anzutreffen ist, ist der sonnige Gehölzrand (GR). Er steht für sonnige, warme Südlagen. Stauden, die diesem LB zugeordnet sind, benötigen humusreiche und in den meisten Fällen nährstoffreiche Böden. Das bedeutet auch, dass Herbstlaub nicht entfernt wird. Der Boden unterteilt sich je nach Bodenart in trockene (GR1), frische (GR2) und feuchte (GR3) Böden. In diesem Beispiel würden die, in der Nähe von Bäumen und/oder Sträuchern, darunter oder dahinter wachsenden Stauden teilweise bis stark beschattet. Hier würden Stauden aus dem Bereich Gehölzrand (GR) absonnig und kühl oder Gehölz (G) zum Einsatz kommen. Für die verschiedenen Lebensbereiche gibt es entsprechende Staudensortimente im Fachhandel. Viele Stauden sind auch „angrenzenden“ LB zugeordnet. Bereichert werden diese Flächen mit Zwiebel- und Knollenpflanzen. Vor der Pflanzung sollten, wenn notwendig, die Bodenbedingungen angepasst und sogenannte Unkräuter entfernt werden. Zur Beurteilung des Bodens ist eine Bodenanalyse sinnvoll.
Klassische Pflegearbeiten
Durch den Einsatz von flächendeckenden Stauden werden sogenannte Unkräuter unterdrückt. Das reduziert das Jäten oder macht es sogar überflüssig. Nicht bedeckte Stellen werden gemulcht.
Rosen werden im Herbst nicht zurückgeschnitten, lediglich kranke Pflanzenteile müssen entfernt werden. Der Rückschnitt erfolgt, wie bei Stauden und Gräsern, erst im Frühjahr. Sträucher, die am ein- und mehrjährigen Holz blühen, werden nur nur einmal pro Jahr ausgelichtet.
Lebendiger Vorgarten
Ein, unter Berücksichtigung der Lebensbereiche bepflanzter, möglichst artenreicher Vorgarten, bietet viele Vorteile:
- Luftverbesserung durch Bildung von Sauerstoff
- Bindung von Feinstaub
- Erhöhung der Artenvielfalt
- Beschattung von Asphalt- und Pflasterflächen – dadurch geringere Wohnumfelderwärmung
- Kinder können Tiere und Pflanzen beobachten
- Richtig angelegt – pflegeleichter als Schotterbeete
- Reduzierung extremer Kleinklimabildung
- Böden können mehr Wasser aufnehmen
Bei der Gestaltung zu beachten
Auf die meisten Gärten muss individuell eingegangen werden muss. Es gibt zwar viele Siedlungsbereiche, in denen gleiche Lebensbereiche anzutreffen sind. Aus ökologischer Sicht sollten aber nicht in jedem Garten die gleichen Pflanzen stehen. Nur durch eine abwechslungsreiche Gestaltung der einzelnen (Vor-)Gärten wird eine möglichst hohe Artenvielfalt erreicht. Soweit die Vorteile eines lebendigen Vorgartens gegenüber einem ökologisch sinnlosen „Schottergarten“.