Günstige Baudarlehen – Vorsicht vor der Finanzierungsfalle

Die deutsche Immobilienwirtschaft boomt seit Jahren und viele Menschen erfüllen sich ihren Traum von den eigenen vier Wänden. Ein Hauptgrund für den Immobilienerwerb ist sicherlich, dass es für das Ersparte bei der Bank so gut wie keine Zinsen mehr gibt. In „Betongold“ zu investieren, scheint daher der richtige Weg zu sein. Zumal sich die Hypothekenzinsen nach wie vor auf einem historisch niedrigen Niveau bewegen. Doch diese Entwicklung birgt nach Ansicht des Verband Wohneigentum NRW e.V. durchaus Gefahren.

Haus mit Solarpanel auf dem Dach  © Verband Wohneigentum NRW e.V.
Durch die historisch niedrigen Zinsen erfüllen sich viele Menschen den Traum von den eigenen vier Wänden. 

Nie war es preiswerter als heute, ein Haus zu bauen oder eine gebrauchte Immobilie zu kaufen. Bei langen Laufzeiten von 15 bis 20 Jahren und den aktuell niedrigen Zinsen glauben daher viele, auf der sicheren Seite zu sein. Natürlich führt der Umstand des „günstigen Geldes“ auch dazu, dass manche eine viel zu große und damit zu teure Immobilie erwerben. Die derzeit guten Rahmenbedingungen machen scheinbar vieles möglich.

Lange Laufzeiten sind keine Seltenheit

Doch kaum eine Immobilie ist schon nach 15 oder 20 Jahren abbezahlt. Laufzeiten von 35, 40 Jahren und mehr sind keine Seltenheit. Im langjährigen Mittel bewegt sich der Zinssatz für Hypothekenzinsen bei 6 bis 7 Prozent. Auch wenn sich aktuell noch keine Trendwende abzeichnet, so besteht doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen langfristig wieder steigen. Experten befürchten deshalb für Deutschland schon heute eine Immobilienblase, wenn die Zinsen beispielsweise mittelfristig nur um wenige Prozent steigen. Bereits dann könnten viele Haushalte die monatliche Belastung nicht mehr tragen.

Zwangsversteigerungen sinken

Glücklicherweise ist die Zahl der Zwangsversteigerungen gerade wegen der günstigen Zinsentwicklung in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken. Kamen deutschlandweit 2006 rund 55.000 Immobilien sprichwörtlich „unter den Hammer“, sank die Zahl 2014 auf rund 44.000. Für 2015 und auch das laufende Jahr wird mit ähnlichen Werten gerechnet. Auffallend ist jedoch, dass die Zahl der versteigerten Ein- und Zweifamilienhäuser zuletzt leicht angestiegen ist.

Mögliche Ursachen der Zwangsversteigerung

„Ein Problem ist immer wieder, dass viele Haushalte die Kosten für ihr neues Eigenheim viel zu knapp kalkulieren. Galten vor einigen Jahren noch 30 Prozent Eigenkapital als solide Basis, um eine Immobilie zu finanzieren, reichen heute bereits 10 Prozent und weniger eigene Mittel aus. Manche Immobilien sind aufgrund der niedrigen Zinsen sogar voll finanziert“, weiß Hans-Michael Schiller, 1. Vorsitzender des Verband Wohneigentum NRW e.V.

Unregelmäßige Ausgaben einplanen

Wer ein Haus kauft und hierzu ein Darlehen aufnimmt, sollte neben den regelmäßigen Kosten für Versicherungen etc. auch unregelmäßige Ausgaben für unvorhergesehene Reparaturen etwa am Kfz oder den Elektrogeräten einkalkulieren. Über Rücklagen für mögliche Reparaturen an der Immobilie sollte man ebenfalls schon früh nachdenken.

Auch die Möglichkeit von Sondertilgungen, Tilgungssatzwechsel und Ähnlichem sollte überlegt werden, denn die zu Beginn gewählte niedrige Tilgung ist nicht immer der richtige Weg. Eine Erhöhung der Tilgungsrate um nur 1 Prozent bei 100.000 Euro Darlehenssumme verkürzt die Laufzeit bereits um mehr als zehn Jahre.

Richtig absichern für den Notfall

Wichtig sind aus Sicht des Verbandes Wohneigentum auch Vorkehrungen für den Notfall. Bei einem möglichen Unglück eines Ehepartners muss die Familie abgesichert sein. Schutzmöglichkeiten bieten hier beispielsweise immer noch spezielle Risiko- oder Kapital-Lebensversicherungen mit einer Police gegen Berufsunfähigkeit. Solche Versicherungen lassen sind teilweise für überschaubare Monatsbeiträge abschließen.

„So verlockend die derzeit niedrigen Zinsen sind, es sollte jeder Immobilienerwerb gut überlegt sein. Die Frage, ob das neue Eigenheim wirklich zum Geldbeutel passt, muss ehrlich beantwortet werden. Unsere langjährige Erfahrung zeigt, dass eine konservative Planung und ausreichend Eigenkapital immer noch die beste Voraussetzung sind, um nicht in die Zinsfalle zu rutschen. Viel besser ist es, in Niedrigzinsphasen die Tilgungsrate zu erhöhen, um schneller schuldenfrei zu sein“, so Hans-Michael Schiller abschließend.