Gasleitung abschalten: So unterschiedlich sind die Kosten

Ein Abschalten oder ein Rückbau der hauseigenen Gasleitung ist zum Beispiel dann angesagt, wenn eine Wärmepumpe installiert wird. Doch die regionalen Gasnetzbetreiber rufen für diesen Abschalt-Service völlig unterschiedliche Preise auf, bemängelt die Verbraucherzentrale. Das Fazit einer aktuellen Umfrage: von kostenlos bis Wucher ist alles dabei. Was Sie jetzt beachten sollten!

Das Wichtigste in Kürze:

  • Wenn eine Gasleitung dauerhaft nicht mehr benötigt wird, dann muss sie vom Gasnetzbetreiber abgeschaltet werden
  • Die Kosten für diesen Service sind nicht transparent und von Anbieter zu Anbieter völlig unterschiedlich
  • Es gibt drei Optionen zur Stilllegung einer Gasleitung
  • Die Kosten reichen von kostenlos bis mehrere tausend Euro
  • Verbraucherschützer fordern gesetzliche Regelungen bei der Preisgestaltung mehr Rechtsicherheit und Transparenz
Eine Person möchte die Gasleitung abschalten.  © grigvovan – stock.adobe.com
Wenn Sie eine Gasleitung abschalten lassen, reicht der Preis der Abschaltung von kostenlos bis hin zu mehreren Tausend Euro. 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Wenn eine Gasleitung dauerhaft nicht mehr benötigt wird, dann muss sie vom Gasnetzbetreiber abgeschaltet werden
  • Die Kosten für diesen Service sind nicht transparent und von Anbieter zu Anbieter völlig unterschiedlich
  • Es gibt drei Optionen zur Stilllegung einer Gasleitung
  • Die Kosten reichen von kostenlos bis mehrere tausend Euro
  • Verbraucherschützer fordern gesetzliche Regelungen bei der Preisgestaltung mehr Rechtsicherheit und Transparenz

Wann muss eine Gasleitung abgeschaltet werden?

Eine Gasleitung muss dann abgeschaltet oder stillgelegt werden, wenn sie dauerhaft nicht mehr gebraucht wird. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn man auf eine Wärmepumpe umsteigt. Aber auch beim Wechsel von einer Gasheizung auf andere Heizsysteme wie eine Pelletheizung oder Fernwärme muss der eigene Gasanschluss stillgelegt werden.

Die Stilllegung erfolgt aus Sicherheitsgründen und ist laut Bundesnetzagentur dringend angesagt, wenn man den Gasanschluss dauerhaft nicht mehr benötigt.

Unterschiedliche Optionen der Abschaltung von Gasleitungen

Abschalten ist nicht gleich Abschalten: Die meisten zuständigen Netzbetreiber oder Energieunternehmen bieten unterschiedliche Optionen an, wie sie den Gasanschluss dauerhaft stilllegen können. Dabei lassen sich laut Verbraucherzentrale drei Kategorien festmachen:

  1. Inaktiver Anschluss: Der Anschluss bleibt betriebsbereit, wird aber nicht mehr genutzt. Die Messeinrichtung wird in der Regel nicht ausgebaut. Es kann eine Vorhaltepauschale erhoben werden. 
  2. Stilllegung: Der Netzanschluss innerhalb des Gebäudes wird gesperrt, indem die Hauptsperreinrichtung geschlossen wird. Die Messeinrichtungen werden ausgebaut und die Gasleitung, die von der Hauptleitung zum Haus führt, entgast. Eine spätere Inbetriebnahme kann möglich bleiben.
  3. Rückbau: Die Gasanschlussleitung des Gebäudes sowie Anlagenteile werden komplett entfernt. Dies ist eine endgültige Maßnahme. Das Grundstück gilt danach bezüglich der Gasversorgung als nicht erschlossen.

So unterschiedlich sind die Kosten

Eine aktuelle Umfrage der Verbraucherzentrale unter den Gasnetzbetreibern brachte eine eklatante Schieflage bei der Kostenberechnung für eine Stilllegung oder einen Rückbau des Gasanschlusses zutage. Bundesweit rufen Netzbetreiber offenbar völlig verschiedene Preise für diese Dienstleistungen auf. Mal kostet es nichts, im Extremfall mehrere tausend Euro.

Allerdings haben von den 115 angefragten Netzbetreibern nur 37 an der Befragung teilgenommen. Das heißt: Die Bezugs-Gruppe ist nicht sehr groß – und damit auch nicht repräsentativ. Die Daten zeigen dennoch deutlich, dass es für Verbraucher keine einheitliche Richtline gibt, mit welchen Preisen sie für welche Dienstleistung zu rechnen haben.

Kosten für Stilllegung der Gasleitung

Während die meisten aus der Antwort-Gruppe diesen Service kostenlos anbieten, gibt es immerhin 15 Prozent, die dafür bis zu 1.500 Euro berechnen.

Ein Bild das die Kosten für die Stilllegung einer Gasleitung zeigt.© Verband Wohneigentum NRW e.V.
Von Wucher bis kostenlos: Eine Stilllegung der Gasleitung wird von den Netzbetreibern sehr unterschiedlich abgerechnet.

Kosten für vollständigen Rückbau der Gasleitung

Auch die Kosten für einen vollständigen Rückbau sind laut Umfrage der Verbraucherzentrale nicht einheitlich. Viele Netzbetreiber aus der Umfrage bieten den Rückbau komplett kostenfrei an. Andere nehmen dafür teils erhebliche Summen. Hier geht die Preisspanne von etwas mehr als 600 Euro bis zu 4.500 Euro. Einige gaben an, den Rückbau nach individuellem Aufwand zu berechnen.

Ein Bild das die Kosten für den Rückbau einer Gasleitung zeigt.© Verband Wohneigentum NRW e.V.
Ein Rückbau der Gasleitung kann mehrere tausend Euro kosten.

Fazit: Der Verbraucher hat das Nachsehen

Immerhin geben die meisten Netzbetreiber in dieser Umfrage an, ihre Dienstleistung zur Stilllegung oder zum Rückbau des Gasanschlusses kostenlos zu erledigen. Aber diese Auswertung ist nicht repräsentativ, weil nur ein geringer Teil geantwortet hat. Die Vermutung liegt nahe, dass in der schweigenden Nicht-Antwort-Gruppe eher mehr als weniger Kosten berechnet werden.

Die Auswertung zeigt auch: „Werden Kosten erhoben, so kostet die Stilllegung durchschnittlich ca. 930 Euro, der Rückbau 1.750 Euro. Allerdings gibt es bei manchen Netzbetreibern hohe Abweichungen von diesen Durchschnittswerten“, so fassen es die Experten der Verbraucherzentrale NRW zusammen.

Es hängt kostenmäßig also für Verbraucher einzig davon ab, in welcher Region sie leben und welcher Netzbetreiber dort für sie zuständig ist. Eine einheitliche Regelung oder nachvollziehbare Transparenz zu den Kosten ist nicht zu finden.

Welche Option ist die beste Lösung?

Die günstigste Variante: Stilllegung
Diese Variante wird von den meisten Netzbetreibern angeboten. Im Durschnitt muss ein Haushalt für die Stilllegung eines Gasanschlusses 928 Euro zahlen. Außerdem wird er auch von den meisten Anbietern als sinnvoll erachtet. Es finden sich häufig pauschale Angebote. Individuelle Extrakosten fallen in der Regel nicht an. Der Verbraucher hat hier also die sicherste Kostentransparenz. 

Die endgültige und teuerste Variante: Rückbau des kompletten Anschlusses
Beim Rückbau fallen im Durschnitt fast doppelt so hohe Kosten an – in der Stichprobe waren es durchschnittlich 1.746 Euro. Zudem werden häufiger individuelle Zusatzkosten aufgerufen. Diese Variante ist am teuersten und technisch nicht mehr umkehrbar. 

Die unsicherste und unpraktischste Variante: Inaktiver Gasanschluss
Nicht empfehlenswert ist ein so genannter inaktiver Anschluss, bei dem weder der Zähler noch der Anschluss entfernt werden. Der Anschluss wird hier praktisch nur auf inaktiv gesetzt. Das hat zur Folge, dass diese Variante weiter gewartet werden muss und aufgrund von Restgasen unsicher ist. 

Deshalb können zusätzlich regelmäßige Wartungskosten anfallen. Einige Anbieter begrenzen diese Variante auf wenige Monate – andere lassen diese Option für mehrere Jahre bestehen. In der Praxis gibt es für diese Lösung allein schon aus Sicherheitsgründen keine Empfehlungen von den Netzbetreibern. 

Tipp: Lassen Sie sich nicht zu einer teuren Rückbau-Maßnahme drängen, indem Sie voreilig Formulare unterzeichnen und pauschale Kosten akzeptieren. Das rät die Verbraucherzentrale NRW. Im Zweifel muss man sich juristisch gegen überhöhte Forderungen zur Wehr setzen. Dafür ist eine Rechtschutzversicherung hilfreich.

Wie legen Netzbetreiber die Kosten für diesen Service um?

Grundsätzlich sind die Gasnetzbetreiber in einem Dilemma: Je mehr Leute sich für eine Wärmepumpe und Photovoltaik entscheiden, umso weniger sind diese Menschen auf das Gasleitungsnetz angewiesen. Dennoch müssen die Netzte für die übrigen Kunden weiter vorgehalten und entsprechend gewartet werden. Heißt: Die Kosten dafür bleiben hoch, die Zahl der Nutzer sinkt perspektivisch.

In dieser Ausgangslage gehen die Netzanbieter unterschiedlich vor. Einige legen die Kosten für die Stilllegungen der Anschlüsse insgesamt auf die Allgemeinheit der restlichen Gaskunden um. Mit der Folge, dass die verbleibenden Gaskunden immer mehr zahlen, auch weil sie die bleibenden Fixkosten schultern müssen. Andere stellen die einmalig hohen Abschaltungs-Kosten den einzelnen Verbrauchern individuell in Rechnung und verteilen die übrigen Wartungskosten an die Allgemeinheit. Andere stemmen den Service noch aus ihrem laufenden Budget – und berechnen nichts.

Viele Forderung an die Politik

„Wer seinen Gasanschluss nicht mehr braucht, muss genau wissen, was für Abschalt-Kosten auf ihn zukommen“, sagt Jan Koch, Geschäftsführer des Verband Wohneigentum NRW. „Wir brauchen verlässliche, einheitliche und transparente Preisgestaltungen. Dafür muss die Politik die Rahmenbedingungen definieren. Es darf nicht sein, dass die private Wärmewende von intransparenten Wucherpreisen torpediert wird“, fordert Jan Koch.

Die Verbraucherzentrale NRW fordert ebenso eine gesetzliche Regelung, die den Umgang mit nicht mehr genutzten Gasanschlüssen strukturiert. So schaffe man die nötige Rechtssicherheit für beide Seiten: Davon können also Verbraucher:/innen und die Netzbetreiber profitieren. Außerdem regt die Verbraucherzentrale an, dass Netzbetreiber sämtliche Abschalt-Optionen transparent auf ihrer Website veröffentlichen – mit den dafür anfallenden Kosten.

Laut dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ plädieren Stadtwerke und kommunale Energieunternehmer wiederum für individualisierte Rechnungen. Ihr Argument: Auch bei einem Gasanschluss sei das so geregelt.

Unterm Strich fordern alle Beteiligten mehr Klarheit und eine gesetzliche Regelung im Umgang mit Kunden, die ihren Gasanschluss nicht mehr benötigen.

Ausblick: Wie geht es mit den kommunalen Gasnetzen weiter?

Je mehr Menschen privat auf Wärmepumpe und Co. umsteigen, umso weniger kommunale Gasnetze werden benötigt.

Folgerichtig wird es langfristig auf Netzebene in den Städten einen Rückbau der Gasleitungen geben. Dafür gibt es eine Reihe weiterer Gründe: So steigt etwa die CO2-Preis-Abgabe ab 2027 deutlich und macht die Nutzung von Gas als Brennstoff weniger attraktiv, weil teuer. Auch die Netzentgelte für Gas werden zusätzlich steigen, wenn weniger Kunden an den jeweiligen Gasnetzen angeschlossen sind. Denn: Die Fixkosten bleiben gleich, sie werden nur auf weniger Nutzer verteilt.

Außerdem gibt es das so genannte Wärmeplanungsgesetz (WPG), welches die Kommunen dazu zwingt, bis Mitte 2026 einen Wärmeplan für ihre Stadt aufzustellen. Im Fokus des Plans soll die breite Nutzung von erneuerbaren Energien stehen und geklärt sein, welche Energiequelle in welchem Stadtquartier zur Verfügung steht. Im Zuge dessen steigen viele Städte auf Fernwärme um – und bauen ihre Gasnetze ab. Mehr zum kommunalen Wärmeplan in unserem Artikel über das GEG.

Das zeigt: In vielen Fällen kann es bereits vor 2045 notwendig werden, von einer Gasheizung auf klimafreundliche Alternativen umzusteigen. Denn wenn in einem örtlichen Gasnetz einfach zu wenig Kunden vorhanden sind oder der Netzbetreiber sich für eine frühere Stilllegung entscheidet, müssen die verbliebenen Kunden schon vorzeitig umsteigen.

Sie brauchen Unterstützung bei der Entscheidung, ob sich eine Wärmepumpe für Sie lohnt? Oder, ob Sie eine andere Heiztechnik nutzen sollten? Als Mitglied im Verband Wohneigentum profitieren Sie von unseren Beratungsangeboten und zahleichen Vorteilen.

FAQ: Die häufigsten Fragen zum Thema

Was kostet es, den Gasanschluss abzustellen?

Welche Methoden zur Gas-Abschaltung gibt es?

Welche Methode zur Gas-Abschaltung ist die beste?

Habe ich ein Sonderkündigungsrecht, wenn ich meinen Gasanschluss stilllegen lasse?