Checkliste Hausbesichtigung: Hauskauf ohne Reue

Schimmel übersehen? Energieausweis nicht zeigen lassen? Wasserwaage vergessen? Wichtige Fragen nicht gestellt? Es gibt viel, was bei der Hausbesichtigung schieflaufen kann. Mit unseren Checklisten wird Ihnen das nicht passieren.

Paar mit Maklerin bei der Hausbesichtigung  © Petra Homeier – stock.adobe.com
Bevor Sie sich die Immobilie vor Ort bei einer Hausbesichtigung ansehen, sollten Sie ein paar Dinge in Ihre Tasche packen. Mit unseren Checklisten vergessen Sie nichts! 

Vor der Hausbesichtigung

Sie haben eine Immobilie ins Auge gefasst, viele Kriterien stimmen mit Ihren Wünschen überein – jetzt geht es an die nähere Begutachtung.

Die Umgebung erkunden

Grundsätzlich können Sie schon im Vorfeld online schauen, wie sich das Umfeld der Immobilie darstellt. Zum einen bieten viele Immobilienseiten selbst solche 3D-Rundgänge zum Haus und Grundstück an. Zum anderen sind auch über Google Maps und Street-View virtuelle Rundgänge möglich.

Online zeigt sich dann bereits:

  • Wie ist die nähere Umgebung generell (Wohnviertel, Industriegebiet, Städtisches Quartier?)
  • Wie ist es um die mögliche Lautstärke bestellt (Autobahn, Zugtrassen, Straßenbahnen, Spielplätze?)
  • Wie ist die Verkehrsanbindung? (Öffentlicher Nahverkehr in der Nähe? Sind sichere Schulwege da?)
  • Wie ist die Parksituation?
  • Wie weit ist es zum nächsten Supermarkt/Apotheke/Bäcker?
  • Ist das Haus tatsächlich so verortet, wie beschrieben?

Wenn Sie gerne einen Eindruck über die Nachbarschaft gewinnen möchten, dann empfiehlt sich natürlich ein reale Erkundungstour. Mitunter kann man dabei auch schon höflich mit Anwohnern ins Gespräch kommen und ein paar Fragen zur Wohngegend stellen.

Tipp: Besuchen Sie die Umgebung werktags und auch mal am Wochenende, dann erhalten Sie einen realistischen Eindruck über die Wohngegend. Zum Teil unterscheiden sich Geräuschkulisse und die „Lebendigkeit“ des Quartiers erheblich.

Die eigentliche Besichtigung vorbereiten

Wählen Sie einen Termin zur Besichtigung der Immobilie bei Tageslicht, so entgeht Ihnen nichts. Planen Sie immer genug Zeit ein. Dann sollten Sie Ihr Exposé auf Vollständigkeit prüfen. Entweder kommt das vom Verkäufer oder vom Makler.

Es sollte folgende Dokumente enthalten:

  • Basisdaten der Immobilie: Baujahr, Grundriss des Hauses und des Grundstücks, Wohnflächengröße, Gebäudetyp (Massivhaus, Holzhaus oder Fertighaus? Planung durch Architekten oder Musterhaus?)
  • Altlasten und Baulastenverzeichnis (wurde der Grund zuvor industriell genutzt? Das erhöht die Gefahr teurer Beseitigungsmaßnahmen)
  • Grundbuchauszug (in der Regel hat den der Verkäufer). Dabei muss er zunächst nicht den ganzen Auszug vorlegen, sondern nur eine Seite, die beweist, dass er Eigentümer der Immobilie ist. Im späteren Verlauf – bei konkretem Kaufinteresse – haben Sie das Recht, das gesamte Dokument mit allen sensiblen Daten einzusehen.
  • Energieausweis (der Verkäufer der Immobilie ist in der Regel verpflichtet, Ihnen spätestens zur Besichtigung einen solchen aktuellen Energieausweis vorzulegen! Tut er das nicht, kann das Strafgelder nach sich ziehen.) Und: Eine schlechte Energieeffizienz verringert den Wert der Immobilie, das sollte sich im Verkaufspreis spiegeln.
  • Flurstückkarte (was gehört zum Gebäude? Was sind ggf. gemeinsam genutzte Wege?)
  • Baupläne der Gemeinde (drohen großangelegte Baumaßnahmen/Veränderungen in der Nähe? Ist Straßenbau geplant?)
  • Genehmigte Pläne (bei Besichtigung eines Musterhauses relevant. Liegen die Baugenehmigungen und Pläne schon vor)
  • Wohnflächenberechnung mit Architekten-Stempel (wenn möglich – oftmals ist das Dokument nicht vorhanden, wenn der Verkäufer selbst nur Käufer war und es nicht erhalten hat)
  • Anliegerbescheinigung (gibt Auskunft über die Erschließungsbeiträge, Kanalanschlussbeiträge oder Straßenbaubeiträge).

In NRW ist dieses Dokument durch die derzeitige politische Situation wichtig! Denn für einige Straßen können in besonderen Fällen noch viele Jahrzehnte nach dem Baubeginn sogenannte Erschließungsbeiträge fällig werden. Auch wenn noch mit einer Abrechnung von Straßenausbaubeiträgen zu rechnen ist, kann eine spätere Beitragsforderung von der Stadt für die neuen Eigentümer zur unerwarteten Kostenfalle werden. Momentan werden Straßenausbaubeiträge in NRW durch das Land übernommen – erfolgte die Sanierung aber vor dem 1. Januar 2018, müssen die Anlieger einen Teil der Kosten tragen, auch wenn die Abrechnung erst jetzt erfolgt.

Übrigens: Viele dieser Dokumente wird die Bank ohnehin abfragen, sollte eine Finanzierung gewünscht sein. Rechtzeitige Besorgung bedeutet also auch hier eine Zeitersparnis!

Zur Besichtigung mitbringen

Bevor Sie sich die Immobilie vor Ort bei einem Termin ansehen, sollten Sie ein paar Dinge in Ihre Tasche packen. Dazu gehören:

  • Messwerkzeuge (Zollstock oder ähnliches)
  • Kompass
  • Kamera/Smartphone
  • Block und Stift
  • Wasserwaage
  • Möbelmaße (damit Sie einschätzen können, ob Sie Ihre Möbel gut stellen können)
  • Evtl. Schuhüberzieher
  • Exposé
  • Möglicherweise auch schon Extra-Überzeugungsargumente (wie Gehaltsnachweise, Bonitätsauskünfte, Empfehlungsschreiben)

Es ist nicht verkehrt, eine weitere Person (Freund/in, Partner/in) zur Besichtigung mitzunehmen. Vier Augen sehen mehr als zwei, Eindrücke können später gemeinsam besprochen werden.

Während der Hausbesichtigung

Treten Sie seriös, aber nicht unnatürlich verkleidet auf. Seien Sie pünktlich und zeigen Sie Interesse, indem Sie nicht nur Ihre Frageliste abarbeiten, sondern auch offen zuhören. Wenn Sie als Familie einziehen wollen, dann sollten in einem weiteren Termin auch mal Ihre Kinder mitnehmen. Beim ersten Termin ist es oft besser bzw. unkomplizierter ohne den Nachwuchs.  Diese Faktoren spielen für eine gelungene Hausbegehung eine entscheidende Rolle.

Die eigenen Beobachtungen

Lassen Sie die Immobilie auf sich wirken, notieren Sie den ersten Eindruck und lassen Sie sich nicht vom Makler unter Druck setzen.  Wirkt die Immobilie gepflegt? In welchem Zustand ist ggf. der Garten? Außerdem sollten Sie folgendes kritisch in Augenschein nehmen:

  • Alle Räume besichtigen! Auch alle Kellerräume, Nischen und Abstellkammern – dort könnten sich Schäden oder Mängel verstecken!
  • Dach (wie ist der Zustand und die Isolierung? Sind Bauarbeiten notwendig?)
  • Fenster und Türen (wie ist der Zustand? Abgenutzte oder klemmende, verzogene Türen/Fenster? Wie sind die Fenster isoliert? Gibt es eine Schalldämmung?)
  • Keller (ist der Keller ausgebaut? Wie ist der Zustand? Feuchtigkeit, Schimmel, muffiger Geruch?)
  • Gibt es offensichtliche Mängel oder Schäden wie Risse, Wasserschäden o.Ä.?
  • Zustand der Heizungs- und Wasseranlagen (sind Sanierungen und Erneuerungen notwendig?
  • Wie wird geheizt und woher kommt das warme Wasser (zentral/dezentral)?
  • Genaueren Blick auf frisch gestrichene Wände werfen: Sollen Schäden wie Schimmelbefall überdeckt werden? Bei ungeklärter Sachlage: Gutachter einschalten, Feuchtigkeit messen lassen.

 

Die richtigen Fragen stellen

Wer gut vorbereitet in einen Termin geht, zeigt nicht nur Kompetenz, sondern hat später weniger Klärungsbedarf und Unsicherheiten. Deshalb ist es wichtig, sich eine Frageliste zu machen. Hier die wichtigsten Themen:

Allgemeine Fragen

    • Wie ist der Internetzugang?
    • Was ist in den Nebenkosten enthalten?
    • Gibt es eine zu übernehmende Möblierung?
    • Warum und wie lange steht die Immobilie zum Verkauf?
    • Gibt es weitere Interessenten?
    • Was ist der Kaufpreis?
    • Gibt es die Möglichkeit eines Vorverkaufsrecht/Reservierung, um finanzielle Fragen zu klären?

Fragen zum Gebäude

    • Wie ist es um die Schall- und Wärmeisolierung bestellt, gibt es Ausbaumöglichkeiten und Beschränkungen durch den Bebauungsplan?
    • Wie ist der Zustand der Heizungsanlage?
    • Welche Heiztechnik?
    • Vergangene und anstehende Sanierungsarbeiten?
    • Wie sind die Trinkwasseranlage und Hauselektrik?

Fragen zum Grundstück

    • Wie sieht der Bebauungsplan (Verzeichnung als Misch-/Wohn-/Gewerbegebiet) aus?
    • Gibt es Einschränkungen/Belastungen durch Dritte (Erbpacht)?
    • Ausstehende Erschließung/Ausbaugebühren, Parkmöglichkeiten.

Fragen zum Garten

    • Wie sind Größe und Beschaffenheit des Bodens?
    • Gibt es mögliche Vorschriften oder Umbauten?
    • Wie ist die Sonneneinstrahlung?

Fragen zur Nachbarschaft (Notizen aus Ortsbegehung zurate ziehen!)

  • Gibt es geplante Bauprojekte, liegt die Immobilie ruhig, gibt es auffällige Probleme mit Nachbarn, wie ist die Bebauungsdichte, welche Altersgruppen und Bevölkerungsschichten leben in der Umgebung, …

Fragen zur Umgebung (Notizen aus Ortsbegehung zurate ziehen!)

    • Wie sind die Einkaufs- und Erholungsmöglichkeiten, die Lage des nächsten Krankenhauses/der nächsten Kita/Schule?
    • Gibt es Industrie in der Nähe oder andere Lärmquellen?

Nach der Hausbesichtigung

Wenn Sie von der Immobilie überzeugt sind, dann sollten Sie recht schnell einen zweiten Termin vereinbaren und Ihr Interesse bekunden. Möglicherweise müssen Sie für die zweite Besichtigung einen Urlaubstag einplanen. Außerdem empfiehlt es sich, auf Folgendes zu achten:

Experten dazu nehmen

Gerade bei Bestandsbauten ist es für Laien nicht immer einfach, Mängel zu entdecken. Deshalb empfiehlt es sich, bei der zweiten Besichtigung einen Bausachverständigen oder Gutachter zur Begleitung mitzunehmen. Einen geeigneten Experten finden Sie unter anderem online auf dem bundesweiten IHK-Sachverständigenverzeichnis (SVV).

Sanierungen/Umbauten planen und besprechen

Jetzt bietet es sich an, auch über die Umsetzbarkeit eigener Pläne nachzudenken und zu sprechen:

  • Was kann/soll/muss saniert werden?
  • Welche Umbaumaßnahmen sind statisch möglich?
  • Lassen sich z.B. Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpe/Klimaanlage oder ähnliche Konzepte realisieren?

Übrigens: Sobald man sich auch wirklich sicher ist, dass die Immobilie das richtige ist: zuschlagen! Denn der Immobilienmarkt ist heiß umkämpft.

Unser Tipp:

Nutzen Sie unsere Checkliste zur Hausbesichtigung, damit Sie nichts Wichtiges vergessen!

Für alle, die noch mehr Informationen brauchen, haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Hausbegehung erarbeitet. Dieses PDF bietet Tipps zur Vorbereitung, eine detaillierte Frageliste zur Begehung und vieles mehr!