Wärmepumpe im (unsanierten) Altbau: Lohnt sich das?

Halbtotale von Bau- und Wohnberaterin Friederike Hollmann-van Kempen
Friederike Hollmann-van Kempen

Dipl.-Ing. Architektin

Nur mit Flächenheizung und energetischer Sanierung? – Weit gefehlt! Wärmepumpen werden immer öfter auch im Altbau installiert. Dank neuer Technologien punkten sie mit höherer Leistung und niedrigem Stromverbrauch selbst in unsanierten Häusern.

Das Wichtigste in Kürze:

  • In den meisten Altbauten ist der Einbau einer Wärmepumpe grundsätzlich möglich. Neue Wärmepumpen-Technologie sorgt auch hier für die nötige Effizienz.
  • Idealerweise ist der Altbau energetisch saniert und mit einer Fußbodenheizung ausgestattet – dies ist jedoch keine Voraussetzung.
  • Allerdings können eine alte Heizungsanlage und große Wärmeverluste durch fehlende Dämmung die Effizienz senken. Das führt zu höherem Stromverbrauch.
  • Als Alternative zur klassischen Wärmepumpe bieten sich z. B. Hybridsysteme oder Luft-Luft-Wärmepumpen für unsanierte ältere Häuser an.
  • Für den Einbau einer Wärmepumpenheizung im Bestandsbau können Sie staatliche Förderung in Höhe von bis zu 70 Prozent der Anschaffungskosten beantragen.
Wärmepumpe vor einem alten, unsanierten Haus  © Brebca – stock.adobe.com
Wie effizient eine Wärmepumpe im Altbau sein kann, hängt von vielen Faktoren ab. 

Das Wichtigste in Kürze:

  • In den meisten Altbauten ist der Einbau einer Wärmepumpe grundsätzlich möglich. Neue Wärmepumpen-Technologie sorgt auch hier für die nötige Effizienz.
  • Idealerweise ist der Altbau energetisch saniert und mit einer Fußbodenheizung ausgestattet – dies ist jedoch keine Voraussetzung.
  • Allerdings können eine alte Heizungsanlage und große Wärmeverluste durch fehlende Dämmung die Effizienz senken. Das führt zu höherem Stromverbrauch.
  • Als Alternative zur klassischen Wärmepumpe bieten sich z. B. Hybridsysteme oder Luft-Luft-Wärmepumpen für unsanierte ältere Häuser an.
  • Für den Einbau einer Wärmepumpenheizung im Bestandsbau können Sie staatliche Förderung in Höhe von bis zu 70 Prozent der Anschaffungskosten beantragen.

Wärmepumpe im Altbau ohne Sanierung – geht das?

Es ist grundsätzlich möglich, eine Wärmepumpe auch im unsanierten Altbau zu betreiben. Zwar sind immer noch Faktoren wie Flächenheizung und hoher Dämmstandard förderlich für einen effizienten Betrieb, doch moderne Wärmepumpen können mittlerweile auch bei alten Radiatoren und fehlender Dämmung ein altes Haus beheizen.

Ob das hingegen auch sinnvoll und wirtschaftlich ist, steht auf einem anderen Blatt. Denn bei einem zu hohen Heizwärmebedarf kann der Betrieb der Wärmepumpe enorme Stromkosten verursachen. Ausschlaggebend sind:

  1. Vorlauftemperatur der Heizung: Ältere Heizungsanlagen benötigen eine Vorlauftemperatur von 60 bis 90 Grad Celsius, während moderne Fußbodenheizungen oft schon mit 35 Grad auskommen. Diese Temperatur muss die Wärmepumpe erzielen, um ein Gebäude zu erwärmen. Je niedriger die Vorlauftemperatur, umso weniger Arbeit für die Wärmepumpenheizung – und damit auch weniger Stromkosten.
  2. Wärmeverlust des Gebäudes: In einem gut gedämmten Gebäude wird die Wärme länger gehalten, wodurch die Heizung weniger arbeiten muss und mit einer niedrigeren Vorlauftemperatur auskommt. Daher spielt auch der Dämmzustand eine Rolle.

Ganz allgemein gilt: Je großflächiger die Heizung und je besser die Dämmung, umso effizienter kann die Wärmepumpe arbeiten. Kennzahl der Effizienz ist die Jahresarbeitszahl, die in Altbauten meist zwischen 2 und 4,5 liegt.

Gut zu wissen: Die Jahresarbeitszahl (JAZ) gibt die Effizienz einer Wärmepumpe an. Sie beziffert das Verhältnis von Stromverbrauch und Nutzen unter realen Bedingungen. Eine JAZ von 4 bedeutet, dass die Wärmepumpe eine 1 kWh Strom benötigt, um 4 kWh Heizenergie zu erzeugen. Je höher die JAZ, umso höher die Effizienz.

Allgemein gilt eine JAZ von 3 als Mindestwert für einen effizienten Betrieb. Bei niedrigeren Werten ist der Betrieb einer Wärmepumpe zwar noch möglich, aber unter Umständen aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr sinnvoll.

Tipp: Mitglieder im Verband Wohneigentum NRW können in unserer kostenlosen Energieberatung erste Fragen rund um die Wärmepumpe im Altbau klären.

Was ist die Vorlauftemperatur?

  • Die Vorlauftemperatur bezeichnet die Temperatur des Heizwassers, wenn es durch das Rohrsystem der Heizung zu den Radiatoren bzw. zur Fußbodenheizung fließt. Die Temperatur wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst:

    • Beschaffenheit der Heizkörper: Bei kleinen Radiatoren und Rippenheizkörpern liegt die Vorlauftemperatur höher als bei großflächigen Systemen: Sie benötigen heißeres Wasser, um genügend Wärme an die Raumluft abzugeben.
    • Dämmzustand und Außentemperaturen: Ein Haus ohne Dämmung erfordert an kalten Tagen eine höhere Vorlauftemperatur, um den Wärmebedarf zu decken.

Welche Voraussetzungen muss der Altbau erfüllen?

Theoretisch lässt sich jeder Altbau mit einer Wärmepumpe heizen. Doch für einen effizienten Betrieb erfüllt Ihr Altbau idealerweise diese Bedingungen:

  • Heizanlage, die mit einer Vorlauftemperatur von maximal 55 Grad auskommt (im besten Fall Flächenheizung)
  • Wärmebedarf von höchstens 150 kW pro Quadratmeter und Jahr (vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme als Richtwert in einem Kurzgutachten festgelegt)

Gut zu wissen: Ob in einem Altbau eine Wärmepumpen-Heizung ohne größere Probleme machbar ist, lässt sich teilweise am Baujahr ablesen. Denn ab 1977 wurden Neubauten von Wärmeschutzverordnungen reglementiert. Stammt Ihr Haus aus dieser Zeit, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es die Anforderungen für einen effizienten Wärmepumpen-Betrieb erfüllt. Insbesondere Gebäude ab 1995 können in der Regel ohne größere Umbauten mit einer Wärmepumpe beheizt werden.

Allerdings können Sie die Effizienz auch ohne umfassende Kernsanierung steigern. Kleinere Maßnahmen sind unter anderem:

  • einzelne Fenster und Außentüren austauschen oder nachträglich isolieren
  • Heizkörper durch größere oder Niedertemperatur-Heizkörper ersetzen
  • oberste Geschossdecke dämmen (sofern der Dachboden nicht zum Wohnraum ausgebaut ist)
  • hydraulischen Abgleich der vorhandenen Heizanlage durchführen

Hier finden Sie noch mehr Tipps zur Sanierung von Altbauten: „Energetische Sanierung – Mit sechs Schritten zum Erfolg“.

Was ist die beste Wärmepumpe für den Altbau?

Grundsätzlich kann auch im Altbau jede Wärmepumpenart installiert werden. Ob als Wärmequelle Grundwasser, Boden oder Außenluft in Frage kommt, hängt jedoch auch von den räumlichen Verhältnissen ab. Grundwasser- und Erdwärmepumpen erfordern größere Baumaßnahmen und oft auch spezielle Genehmigungen. Daher werden im Bestandsbau meist die unaufwändigeren – aber auch ineffizienteren – Luft-Wasser-Wärmepumpen verbaut.

Gut zu wissen: In NRW sind die Abstandsregeln für Wärmepumpen 2024 weggefallen – Ihr Außengerät können Sie daher auch direkt an die Grundstücksgrenze setzen. Allerdings gelten weiterhin Höchstwerte für die Geräuschentwicklung. Was das für den Standort der Wärmepumpe bedeutet, erfahren Sie im Artikel „Lärmquelle Wärmepumpe“.

Bei der Wahl der Wärmepumpe sollten Sie zudem auf die richtige Dimensionierung achten. Wie groß die Wärmepumpe sein muss, hängt insbesondere von der Heizlast des Altbaus ab. Im unsanierten Einfamilienhaus sind meist Wärmepumpen mit einer Leistung von 12 bis 20 kW notwendig. Für die passgenaue Dimensionierung berechnen Fachbetriebe den Heizwärmebedarf nach einer genormten Formel (DIN EN 12831).

Erdwärmepumpe, Grundwasserwärmepumpe oder Luftwärmepumpe?

  • Wärmepumpen ziehen Wärme aus der Umgebung – je nach Art entweder aus der Außenluft (Luft-Wasser-Wärmepumpe und Luft-Luft-Wärmepumpe), aus dem Boden (Erdwärmepumpe/Sole-Wasser-Wärmepumpe) oder aus dem Grundwasser (Wasser-Wasser-Wärmepumpe). Dank physikalischer Prozesse können sie selbst bei Minusgraden noch genügend Wärme zum Heizen erzeugen. Wobei natürlich die Effizienz steigt, je wärmer die Wärmequelle ist.

    Daher sind Grundwasser- und Erdwärmepumpen effizienter als Luftwärmepumpen: Die Temperatur von Boden und Grundwasser ist ab einer bestimmten Tiefe ganzjährig konstant, während die Außenluft gerade in der Heizperiode deutlich kühler ist. Nachteile dieser beiden Modelle: aufwändigere Installation und höhere Anschaffungskosten. Für die meisten Altbauten kommen daher nur Luft-Wasser-Wärmepumpen in Frage.

Hybridheizung: Luftwärmepumpe mit Öl- oder Gasheizung kombinieren

Gerade in unsanierten Bestandsgebäuden kann die Luftwärmepumpe oft nicht die gesamte Heizlast alleine tragen. Dann bietet sich als Hybridlösung eine Kombination mit einer Gasheizung oder Ölheizung an. Eigentümer sind durch den bivalenten Betrieb flexibel: Bei besonders kalter Außenluft kann die Gas- bzw. Ölheizung zugeschaltet werden oder komplett übernehmen.

Vorteile:

  • höhere Effizienz, da die Wärmepumpenheizung an besonders kalten Tagen unterstützt wird
  • weniger Abhängigkeit von Öl- und Gaspreisen

Die Kombination aus bestehender Heizung und Wärmepumpe eignet sich auch für den Übergang, bis eine geplante Sanierung abgeschlossen ist. Zudem bieten einige Hersteller die Hybridheizung als Kombi-Modell an, bei dem z. B. Gasheizung oder Pelletheizung und Wärmepumpe in einer Anlage integriert sind.

Luft-Luft-Wärmepumpe

Eine Luft-Luft-Wärmepumpe nutzt ebenso wie die Luft-Wasser-Wärmepumpe die Außenluft zum Heizen. Allerdings gibt sie die Wärme anschließend nicht an ein wassergeführtes Heizsystem ab, sondern als warme Luft direkt in die Räume. Single-Split-Modelle bestehen aus je einem Außen- und einem Innengerät, während bei Multi-Split-Anlagen ein Außengerät mehrere Innengeräte bedient.

Vorteile:

  • geringe Anschaffungskosten (etwa 10.000 Euro für eine Anlage, die bis zu 5 Räume heizen kann), zudem Fördermöglichkeiten
  • Installation ohne größere Baumaßnahmen
  • im Altbau mit hoher Vorlauftemperatur geringere Stromkosten im Vergleich zur klassischen Wärmepumpe
  • flexible Einsatzmöglichkeiten, z. B. für einzelne Räume oder eine Eigentumswohnung
  • brauchen keinen Wasserkreislauf und eignen sich damit z. B. auch für Gebäude, in denen Nachtspeicherheizungen verbaut sind
  • Einsatz im Sommer als Klimaanlage

Luft-Luft-Wärmepumpen eignen sich damit vor allem für kleinere Altbauten, in denen eine klassische Wärmepumpenheizung aufgrund einer hohen, benötigten Vorlauftemperatur ineffizient wäre. Allerdings hat auch die Effizienz der Luft-Luft-Wärmepumpe Grenzen: Im Altbau erreichen sie oftmals nur eine JAZ von 2 bis 3.

Ein weiterer Nachteil betrifft den Heizkomfort: Die Luft-Luft-Wärmepumpe gibt keine Strahlungswärme ab, zudem können Luftströmungen durch das Gerät selbst und den Kaltluftabfall am Fenster entstehen. Außerdem ist keine Warmwasserbereitung möglich; hierfür muss z. B. ein separater Boiler oder eine Brauchwasser-Wärmepumpe installiert werden. Praktischer ist der Einsatz der Luft-Luft-Wärmepumpe als Einzelraumlösung, für Eigentumswohnungen oder als Ergänzung zu einer bestehenden Heizanlage.

Hochtemperatur-Wärmepumpe

Hochtemperatur-Wärmepumpen können dank neuer Technologie Vorlauftemperaturen von bis zu 100 Grad Celsius bedienen. Verbreitet ist unter anderem das Zweikreis-System, bei dem der Prozess der Verdichtung zwei Mal stattfindet: Im ersten Schritt wird das Kältemittel auf eine moderate Temperatur erwärmt, in einem zweiten Kreislauf wird die benötigte Hochtemperatur erzielt.

Damit eignen sich diese Wärmepumpen auch für unsanierte Altbauten, in denen eine alte Heizungsanlage mit kleinen Radiatoren verbaut ist. Nachteil: Trotz der neuen Technologie treibt jedes zusätzliche Grad Vorlauftemperatur die Betriebskosten in die Höhe. Hochtemperatur-Wärmepumpen sind daher weiterhin teurer im Betrieb und erreichen meist nur eine Jahresarbeitszahl von 2 bis 3. Auch liegen die Kosten für die Anschaffung hier etwas höher.

Wärmepumpe in Kaskade

Bei der Wärmepumpen-Kaskade werden zwei oder mehr Wärmepumpen für ein Gebäude installiert. Hier sind verschiedene Kombinationen möglich, z. B. zwei Luftwärmepumpen oder eine Luftwärmepumpe und eine Erdwärmepumpe. Bei steigendem Bedarf schalten sich die zusätzlichen Geräte dazu. Nachteil: Höhere Anschaffungskosten und größerer Installationsaufwand. Meist kommen Wärmepumpen-Kaskaden daher nur in alten Mehrfamilienhäusern und Gewerbeimmobilien zum Einsatz.

Tipp: Beim Einbau einer Wärmepumpe in einer vermieteten Immobilie können Sie die Ausgaben unter Umständen als Modernisierungskosten auf die Mieter umlegen. Mehr Infos finden Sie im Artikel „Heizung modernisieren und Mieterhöhung“.

Kosten für die Altbau-Wärmepumpe

Ausschlaggebend für die Kosten einer Wärmepumpe sind vor allem die Art und die Leistungsfähigkeit. Die Kosten einer Luft-Wasser-Wärmepumpe liegen aktuell bei 10.000 bis 25.000 Euro inklusive Einbau. Für eine Erdwärmepumpe sollten Sie etwa 20.000 bis 35.000 Euro einkalkulieren. Speziell die aufwändigen Erdarbeiten verursachen hier die höheren Kosten (Bohrungen sind teurer als Erdkollektoren). Grundwasserwärmepumpen liegen bei etwa 20.000 bis 50.000 Euro. Auch hier machen die Bohrungen einen erheblichen Teil der Kosten aus.

Die Kosten für den Betrieb der Wärmepumpe im Altbau hängen vom jährlichen Heizenergiebedarf und der JAZ ab. Für eine erste Einschätzung können Sie die voraussichtlichen Stromkosten berechnen: Teilen Sie den Heizenergiebedarf Ihrer Immobilie (laut Heizkostenabrechnung oder Energieausweis) durch die errechnete JAZ Ihrer gewünschten Wärmepumpe. Das Ergebnis multiplizieren Sie mit dem aktuellen Strompreis.

Hinzu kommen Wartungskosten, die bei den meisten Wärmepumpen-Arten zwischen 200 und 300 Euro im Jahr liegen (ohne Reparaturkosten und Ersatzteile).

Beispielrechnung für Betriebskosten

  • In Ihrem Einfamilienhaus-Altbau mit 200 Quadratmetern beträgt der jährliche Heizenergiebedarf 30.000 kWh. Laut Experten-Berechnung wird die Wärmepumpe voraussichtlich mit einer JAZ von 3 arbeiten. Der jährliche Stromverbrauch liegt damit bei 10.000 kWh. Bei einem Arbeitspreis von 0,25 Euro/kWh und einem Grundpreis von 10 € pro Monat (Wärmepumpen-Tarif mit separatem Zähler) würde der Betrieb der Wärmepumpenheizung etwa 2.620 Euro im Jahr kosten.

Förderung für Wärmepumpen im Altbau

Für den Einbau einer Wärmepumpe im Bestandsbau erhalten Sie 2024 noch mindestens 30 Prozent staatliche Förderung. Zusätzlich gibt es den Einkommens-Bonus und den Geschwindigkeits-Bonus, zudem weitere 5 Prozent für bestimmte Wärmepumpen. Insgesamt lassen sich so bis zu 70 Prozent der förderfähigen Kosten abdecken. Alle Bedingungen und Möglichkeiten bei der Heizungsförderung 2024 haben wir für Sie separat zusammengefasst.

Häufige Fragen zur Wärmepumpe für den Altbau

Wie sinnvoll ist eine Wärmepumpe im Altbau wirklich?

Kann ich eine Wärmepumpe im Altbau ohne Fußbodenheizung nutzen?

Was bringt eine Wärmepumpe im Altbau?

Lohnt sich die Sanierung vor dem Einbau der Wärmepumpe?

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